Sauberes Trinkwasser ist ein Menschenrecht und in der Schweiz für die meisten auch eine Selbstverständlichkeit. Die Wasserknappheit hat in den letzten Jahren vor allem in den Sommermonaten stets zugenommen. Diese kostbare Ressource ist für jegliche Pflanzenkulturen unentbehrlich. Darum ist es sinnvoll, Regenwasser zu sammeln und einzusetzen.

Jede grundlegende Änderung der Wasserinstallationen des öffentlichen Netzes sowie der dauernde oder vorübergehende Bezug von Wasser erfordert eine Bewilligung. Nicht nur die anfallenden Anschlussgebühren, sondern auch die laufenden Abwassergebühren des Giesswassers, das gar nie ins Abwassernetz fliesst, sind vermeidbare Kosten.

Für den produzierenden Gartenbau müssen somit Lösungen im Umgang mit Wasser gefunden werden.

Unterglasanbaubetrieben wird empfohlen für ihre Kulturen wo immer wirtschaftlich vertretbar, Regenwasser zu verwenden. Diese Betriebe kommen nicht um die Frage herum, inwieweit sich Regenwasser verwenden lässt, wie dieses zu sammeln ist und welche Speicherkapazitäten nötig sind. Auch Betriebe mit Freiland-Containerkulturen (Erika, Hortensien, Gehölze und Stauden) werden angehalten, den Wassereintrag aus den Kulturflächen möglichst zu sammeln.

Richtige Speicherkapazität 

Was die Grösse eines Speicherbeckens betrifft, so gilt die Regel, dass für 10 m2 Auffangfläche ein Speichervolumen von 1 m3 erforderlich ist. Für 1’000 m2 Auffangfläche (z.B. Glasfläche) ist also ein Speicher mit einem Fassungsvermögen von etwa 100 m3 (1’000 m3/ha) sinnvoll.

Selbstverständlich ist die individuelle Speichergrösse abhängig von den durchschnittlichen lokalen Niederschlagsmengen und deren Verteilung übers Jahr, von der Grösse der Wasserauffangfläche und letztlich vom Wasserverbrauch. Werden beispielsweise auf 1’000 m2 Gewächshausfläche im Sommer 0,5 m3 Wasser pro Tag benötigt, ist es sinnvoll, das Auffangbecken etwas grösser zu bauen als die eingangs erwähnten 100 m3/1’000 m2. Das gilt besonders dann, wenn auch der Spitzenverbrauch aus dem eigenen Speicher gedeckt werden soll.   

Anfall von Dachwasser pro Jahr (Schweiz Alpennordseite )

  • 1’000 lt/ m2.
  • 90% einer Gewächshausfläche kann gesammelt werden.

Wasserbedarf Faustregel (in unseren Breiten)

Gewächshausfläche m2 +  Freilandfläche m2
                                       2

  • Betrieb ohne Wasserrecycling:

m3 / Jahr = Kulturfläche in m2
                                  2,5

  • Betrieb mit Wasserrecycling (Hors-Sol):

m3 / Jahr = Kulturfläche in m2
                                    6

Für die Wasserspeicherung bieten sich verschiedene Möglichkeiten an:

Oberirdische Regenwasserspeicherung

Folienteich:

Der Teich ist für grössere Wasservolumen (˃ 1’000 m3) relativ preiswert, benötigt aber viel Platz (ca.4% Kulturflächenanteil). Verschiedene Folien können verwendet werden. Besonders empfehlenswert sind EPDM (Ethylen-Propylen-Dien-Monomer), billiger sind gewebeverstärkte Folien aus PVC, PE oder EVA, sie erweisen sich jedoch im Vergleich auf die Lebensdauer eines Teiches als teurer. Das Wasser in offenen Becken und Teichen neigt zu Verunreinigung und Veralgung. Damit sich das Wasser nicht unnötig von der Sonne erwärmt (Algenbildung) empfiehlt es sich, eher in die Tiefe zu bauen. Das Installieren eines Rührwerkes kann das Algenproblem entschärfen. Auf dem Markt werden verschiedene chemische und biologische Produkte aber auch elektronische Geräte zur Algenbekämpfung angeboten. Etliche dieser Produkte führen je nach den gegebenen Konstellationen nicht zu den gewünschten Resultaten. Jeder muss selbst herausfinden welches Produkt in seinem Teich eine Wirkung zeigt.

Für grosse Speichervolumen ist ein Wasserteich am sinnvollsten. Aus Sicherheitsgründen muss ein Teich sowohl umzäunt werden, als auch mit einer Ausstiegshilfe versehen sein.
Eine zu flache Teich-Böschung heizt das Wasser unnötig stark auf und fördert damit übermässig das Algenwachstum.

Sicherheitsaspekte für Teiche:

  • Der Böschungswinkel sollte 45° nicht übersteigen (Einsturzgefahr).
  • Unfallprävention ist Vorschrift (Haftung bei Unfällen):
    • Der Zugang zum Teich muss durch einen Zaun für Mensch und Tier abgesperrt werden.
    • Warntafeln am Zaun montieren.
    • Ausstiegshilfen anbringen (Seil, Treppe oder Leiter).
  • Für Verunreinigungen aller Art (auch Sabotage) ist der Teich am anfälligsten.
    • Eine gute Überwachung der Wasserqualität ist hier besonderes wichtig.
  • In Hanglagen darf das Bersten des Dammes nicht möglich sein.
    • In Hanglagen nur mit EPDM-Membrane abdichten (dauerhaft und elastisch).
    • Abdeckung der äusseren Teichböschung über die Krone verhindert ein Abschwemmen des Dammes.

Immer wieder fallen Personen trotz Absperrungen in Teiche und bei einer Böschung von 45° ist es unmöglich ohne Hilfe wieder rauszukommen. Aus diesem Grund ist ein Augenmerk auf die Ausstiegshilfe sehr wichtig, sie muss über all die Jahre gewährleistet sein!

Stahlbecken (Wassersilo):

Sie sind unter 1’000 m3 Speichervolumen die preiswerteste Lösung. Der Platzverbrauch ist geringer im Vergleich zum Folienteich. Diese Becken können etwa 50 cm tief im Boden verankert werden. Da leere Becken windanfällig sind, ist besonders auf eine gute Standfestigkeit zu achten. Wassersilo können mit den gleichen Folien abgedichtet werden wie Teiche. Die bewährteste Membrane (Folie, Plane) ist auch hier EPDM Kautschuk-Folie.

Es gibt verschiedene mögliche Abdeckungen, um das Wasser vor Veralgung und Verschmutzung zu schützen:

Wichtig ist, dass die Abdeckung das Silo nicht beschädigen kann. Eine Möglichkeit ist ein festes Dach (relativ teuer), aber das Einfachste ist ein Floss aus PE-Rohren, das mit schwarzer Folie oder Bändchengewebe überzogen ist und so mit dem Wasserstand mitgeht. Enfach ein Bändchengewebe über das Silo spannen, hat im Freien fatale Folgen, es zieht bei Last (Hagel, Schnee usw.) das Silo zusammen.

Stahltanks (Wassersilo) sind platzsparend und schnell aufgestellt.
Eine günstige Abdeckung ist ein Floss aus PE-Rohren, das mit schwarzer Folie oder Bändchengewebe überzogen ist.
Wassersilo im Gewächshaus benötigen teuren Raum sind jedoch wintertauglich und gewährleisten sauberes algenfreies Wasser.

Sicherheitsaspekte für Wassersilo:

  • Ist der Untergrund fest genug (es erlaubt keine Absenkungen)?
  • Hat es genügend Platz um das Becken herum für Wartungsarbeiten?
  • Nachrüstungen und Abänderungen nur auf Anleitung der Herstellerfirma:
    • Wasserdurchführungen über den Boden werden vorgefertigt angeliefert, nachträgliches Einschweissen von Durchgängen (‘Elefantenrüssel‘) in die Plane wird schwieriger.
    • Aufsetzen zusätzlicher Ringe ist nur möglich, wenn die unteren Ringe verstärkt werden.
    • Eine Bohrung für einen Wasserdurchlass darf nur mit einer Flanschverstärkung erfolgen.
  • Beschädigungen unbedingt vermeiden:
    • In der Nähe von Wegen und Plätzen Aufprallschutz anbringen.
    • In Hanglagen ist eine Hangsicherung notwendig, um ein Abrutschen der Standfläche oder ein Erdrutsch auf die Aussenwand zu verhindern.
    • Wasserentnahme unter einer Eisschicht ist zu unterlassen (starke Beschädigungen).
    • Abdeckungen können nicht am oberen Rand des Silos befestigt werden

(Gewicht von Hagel, Schnee und Wasser ziehen das Becken in sich zusammen).

  • Ein leeres Silos hat eine erhöhte Windanfälligkeit und muss gut verankert sein, am besten 50 cm eingegraben.
    • Jede Beschädigung muss umgehend professionell repariert werden.
  • Alljährliche Kontrollen auf Rost und eventuelle Absenkungen.
    • Bei Rost, aber spätestens nach 7 Jahren, unbedingt Wasser ablassen und zwischen Folie (Vlies) und Stahlringen eine gründliche Inspektion durchführen.
      • Bei leichtem Rost Korrosionspuren entfernen und anschliessend einen Schutzanstrich anbringen.
      • Bei starker Korrosion betroffenen Teile ersetzen (Schrauben oder Wandelemente).
    • Bei Bodenabsenkungen (Schiefstand) ist der Abbau und Neuaufbau unumgänglich.
  • Einlaufrohre mit grossen Durchmessern senkrecht anbringen (Winkel montieren). Einläufe mit grossen Wassermengen können zu Turbulenzen führen und das Becken beschädigen.

Bei Einhaltung der Sicherheitsaspekte und regelmässiger Kontrolle ist ein Wasser-Silo keine Gefahr.

Unterirdische Regenwasserspeicherung 

Dank der unterirdischen Speicherung ist die Gefahr der Verschmutzung und Veralgung gering. Auch sind sie frostsicher, so dass das Wasser auch im Winter entnommen werden kann, was bei offenen Speichern nur bedingt der Fall ist. Unterirdische Speicherungen benötigen keinen zusätzlichen teuren Boden.

Zwei Möglichkeiten bieten sich in der Praxis dazu:

1. Betonbecken (unterirdisches Bassin):

      Normalerweise werden Beton-Wasserspeicher vollständig in den Boden eingebaut und mit einer befahrbaren Betondecke versehen.

Unterirdische Betonspeicher haben den Vorteil, dass sie keinen nutzbaren Boden beanspruchen und vor Umwelteinflüssen geschützt sind.

2. Kunststofftank:

Ist für kleinere Mengen von 1 – 5 m3 geeignet und kann sowohl überirdisch als auch in den Boden eingegraben werden.

Kunstofftank unterirdisch als Sammeltank für Dachwasser und Pumpstation zu einem Speicher.
Kunstofftank überirdisch als Rücklaufspeicher für Nährlösung.

Bewilligungen und Vorschriften

Sowohl Teichanlagen wie Wassersilo und Bassin sind bewilligungspflichtig.

Generell sind die örtlichen Bauvorschriften zu beachten. Meistens werden von den Baubehörden Auflagen gemacht, beispielsweise bezüglich Einhaltung eines Mindestabstandes zu Strassen oder Gebäuden. Um Unfälle zu vermeiden, muss das Anbringen einer Umzäunung oder eines Sichtschutzes sowie Ausstiegshilfen für Mensch und Tier bei offenen Becken zwingend vorhanden sein.

Wasserqualität beachten

Die Wasserqualität des Regenwassers ist für gärtnerische Kulturen meist positiv zu beurteilen. Das Wasser ist ‘weich‘ und enthält keine Salzbelastung. Verunreinigungen kann es jedoch durch Luftschadstoffe und Auffangflächen geben. Nachteilige Qualitätsveränderungen sind auch im Becken selbst möglich, bedingt durch Laub oder Staub. Damit in offenen Speicher die Algenbildung im Zaum gehalten werden kann, sind Speicher genügend gross zu konzipieren oder zu decken. Nur so lässt sich verhindern, dass sich das Wasser im Sommer zu schnell erwärmt. Ein allfälliges Rührwerk kann hier auch positiv zur Wasserqualität beitragen.

Wichtig:

Rücklaufwasser aus den Kulturen, Drainagewasser oder Oberflächenwasser sollten unbedingt getrennt gesammelt werden und nur kontrolliert und gefiltert, unmittelbar vor der Bewässerung beigemischt, oder noch besser separat verwendet werden.

  • Das Sammeln von Oberflächenwasser (Drainagewasser) im Regenwasser-Sammelbecken fördert das Algenwachstum (Nährstoffe im Wasser).
  • Das Oberflächenwasser enthält auch mehr Krankheitskeime und stört das biologische Gleichgewicht im Regenwasserbecken. 

Gesammeltes Wasser muss unbedingt gefiltert werden (Sandfilter, automatische Feinfilter oder Langsamfilter). Regelmässige EC-Kontrollen ersparen böse Überraschungen.

Die ideale Regenwasserspeicherung

Das Regenwasser sollte man am einfachsten überirdisch sammeln und je nach Menge in einem Wassersilo oder Teich zwischenspeichern, anschließend durch einen Sandfilter filtrieren und in einem unterirdischen Speicher lagern. Dieser Vorgang wird am besten automatisiert, so dass der unterirdische Speicher stetig nachgefüllt wird. Bei Bedarf steht dann das saubere Giesswasser jederzeit zur Verfügung.

Mit einer kontinuierlichen EC-Messung kann die Qualität des Wassers überwacht werden.

Wassermanagement: Regenwasser (Teich) und Drainagewasser (Silo). Getrennt Lagern Filtrieren und in unterirdischen Speicher zum Gebrauch zusammenführen.

Zum Schluss muss noch erwähnt sein, dass es eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten gibt Wasser zu speichern als die oben beschriebenen. Hier einige Beispiele:

  • Wenn vorhanden sind die einfachsten Lösungen bestehende Zisternen oder Jauchegruben.
  • Auch ausgediente Oel-Tanks können ihren Dienst leisten. Diese müssen jedoch innen sauber und mit einer Kunstoffbeschichtung versehen sein.
  • Faltbare Wasserkissen (Wasserblasen) aus Kunstoffplanen können für den temporären Einsatz verwendet werden.

Alter Heizöltank als Speicher für filtriertes Wasser. Eingegraben benötigt er kaum Platz.
Wichtig: Es darf sich innen kein Rost bilden (Kunstoffbeschichtung).