Zum vierten Mal eröffnete am 11. Juni die hochprofessionelle Fachmesse GreenTech für Gartenbautechnologie im Rai in Amsterdam ihre Tore. Die rund 300 Aussteller aus über 20 Ländern verdeutlichen, wie wichtig diese internationale Messe in der Sparte Gartenbau- und Gemüsebautechnik ist. Hier ein kleiner Ausschnitt über diese dreitägige Ausstellung und warum sich der Messebesuch lohnt.

Der Besucher tut gut daran, sich vor der Ausstellung zu informieren, wo er was finden kann und über welches Thema er sich das nötige Wissen holen will. Je besser die Vorbereitung, desto mehr Inspirationen und Lösungen findet er.

Ein paar Tipps für den Besuch der GreenTech:

  • Es ist eine technische Ausstellung mit Fachvorträgen und viel Netzwerkpotenzial.
  • Deshalb sollte sich der Besucher im Vorfeld mit seinen brennenden Fragen auseinandersetzen und den Besuch dementsprechend planen.
  • Als nächster Schritt erfolgt eine genaue Selektion worüber man sich zusätzlich informieren will.
  • Genug Zeit einplanen für Gespräche (es lohnt sich die richtigen Leute anzusprechen). In einem Tag wird es schwierig ein lohnendes Programm zusammenzustellen, es ist also besser zwei Tage einzuplanen.
  • Eine der 5 Hallen ist ganz den Innovationen gewidmet. Diese zu besuchen ist ein Muss, da sie der wichtigste Treiber der Messe überhaupt darstellt.
  • Prospekte zu sammeln lohnt sich nicht. Eine Empfehlung dazu: Notizen über das jeweilige Produkt, die Firma, und vor allem von wichtigen Kontaktpersonen machen und mit ein paar eigenen Fotos anreichern (Unterlagen sind meist nur in Englisch erhältlich).

Die Bandbreite der ausgestellten Technik umfasst unter anderem: Gewächshäuser, Bewässerung, Automatisierung, energietechnische und klimatechnische Einrichtungen, Steuerungen und vieles mehr. Zur Themenwelt dieser Messe gehören auch Substrate, der Pflanzenschutz, kulturtechnische Lösungen, wie auch Logistik, Finanzierungen und Forschung.

Kurz gesagt, die GreenTech bietet für den produzierenden Garten- und Gemüsebau, bei den meisten technischen Problemen, interessante Lösungen.

Weltweit werden nirgends so viel Wissen und Trends aus der pflanzenproduzierenden Branche ausgetauscht und diskutiert wie an der GreenTech. Diese positive Atmosphäre hat mein Interesse an zukunftorientierter Gewächshaustechnik, Klimatisierung und Energieeffizienz geweckt.

In drei verschiedenen Foren (Food & Flower -, Water & Energy -Trends & Innovation) werden verschiedene hochkarätige Vorträge zu den jeweiligen Themen gehalten, wie hier im Bild, wo gerade ein Ernteroboter vorgestellt wird.

Drei Innovationen aus 18 Nominierten

Die drei Innovationen die hier kurz vorgestellt werden, gehören zwar nicht zu den Gewinnern der Messe-Jury sondern sind meine persönlichen Favoriten aus den 18 Nominierten:

Als erstes möchte ich eine spektakuläre technische Innovation (zum Thema ‘Klimaerwärmung‘) vorstellen, ein hochaktuelles, weltweit diskutiertes Thema. Es handelt sich um das Glasfaser-Gewächshaus-Dachwerk von Piet Bom.

Kurz zur Geschichte (zitiert aus Piet Bom Innovationen): ,1982 gewann Piet Bom mit seiner PB-Dachrinne den Innovationspreis der Niederländischen Gartenbaumesse und machte Aluminium zum weltweiten Standard für die Dachkontruktionen von Venlo-Gewächshäusern. Die Gewinnung, Produktion und der Transport von Aluminium haben jedoch einen enormen CO2-Fussabdruck.

Im Jahr 2019 bringt ‘Piet Bom Innovations‘ ein revolutionäres Glasfaserdach als Neuheit an die GreenTech. Zeit ist es, den CO2-Fussabdruck der Venlodachkonstruktion um 80% zu reduzieren‘.

Die Vorteile von Fiberglas sind nebst der umweltfreundlichen Produktion der stabile Preis, die Sprossen und Rinnen, die keine Wärmebrücken mehr haben. Für den Anwender bedeutet das, weniger Kondenswasserblildung und weniger Energieverlust. Die stark reduzierte Ausdehnung des Materials (Dilatation) bringt einen weiteren grossen Vorteil: es führt zu weniger Glasbruch.

Die revolutionäre Dachkonstruktion aus Glasfaser wird auch Glasfaser verstärkter Kunststoff (GFK oder Fiberglas) genannt. Mit dieser Fiberglas-Konstruktion lässt sich der CO2 –Fussabdruck auf die Dachkonstruktion um 80% verringern. Die Wärmebrücken fallen weg, das heisst weniger Heizaufwand, weniger Kondensation

Als zweite echte Innovation und als Premiere an der GreenTech, sind zwischen dem Energieschirm montierte Ventilatons-Systeme, welche Luft vom oberen Bereich des Schirms in den unteren Bereich blasen. Sowohl ‘Nivola‘ wie ‘Hinova‘ bieten ein solches System an.

Mit diesem System kann eine Verbesserung des Gewächshausklimas erzielt werden, ohne dass die Energieschirme geöffnet werden müssen.

Um eine optimale Energieleistung zu gewährleisten, werden diese Jet-Systeme mittels Klimacomputer gesteuert.

‘Hinova‘ hat zudem einen neuen Luftumwälzer entwickelt, der unter dem Schirm für optimale Wärmeverteilung sorgt. Dieser Luftumwälzer hat einen frequenzgesteuerten Motor und hilft so, die Energiekosten zu senken.

Gleich zwei Firmen (NIVOLA + HINOVA) haben ein Ventilations-System entwickelt, um das Klima unter dem Energieschirm zu verbessern. Hier das Ventilation-Jet-System Hinova

 

Der ‘Hinovator‘ ist mit einem drehzahlvariablen Motor ausgestattet und wird zusammen mit dem Ventilation-Jet-System kombiniert. Hier im Bild als eigenständiger Luftumwälzer zu sehen.

Die dritte Innovation die meines Erachtens eine besondere Aufmerksamkeit verdient, ist in der Sparte Energieeffizienz anzutreffen, siedelt sich aber  im Bereich Analyse und Beratung an.

Die Firma Hortinergy stellt ein Online-Tool (Software) vor, welches zur Simulation des Energieverbrauchs und zur Optimierung des Gewächshausklimas dient.

Der Firmensitz liegt nahe von Genf in Frankreich. Deswegen stammen die benötigten Wetterdaten von ‘Meteonom‘ einer Schweizer Software, was es für Schweizer Gärtner natürlich sehr interessant macht.

Hortinergy kann mit diesem Entscheidungswerkzeug:

  • das Klima in Gewächshäusern zusammenstellen (modellieren)
  • bestehendes Gewächshausklima analysieren und zur Optimierung Massnahmen ergreifen
  • dank einer Online-Schnittstelle können Vergleiche und Szenarien übernommen werden
  • verschiedene Klima- und Energiemodelle für das jeweilige Projekt erstellen

Diese Software ist sowohl für Neubauten als auch für Renovierungen und bei Umstellungen von Kulturmethoden von grossem Nutzen, wenn es um die Optimierung des Gewächshausklimas (Temperatur, Luftfeuchte, Licht, CO2) geht.

 

Hortinergy stellt ein Online-Tool für die energieeffizente Klimaführung im Gewächshaus vor.

Nicht nur für die nominierten Innovationen lohnt es sich, diese Messe zu besuchen, ebenso hilfreich sind alle aktuellen Produkten und Techniken, die hier alle an einem Ort vorgestellt werden. Wer also eine Lösung für den eigenen Betrieb sucht, braucht zwar nicht in jedem Fall eine technologische Neuheit jedoch könnten auch die richtigen Impulse die weiterhelfen.